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Statement zur Räumung der Abelegasse 2 am 19. Juni 2013

Nach der Strozzigasse 39 haben wir die Abelegasse 2 fünf Tage lang besetzt. Es entstand ein Raum, für den Austausch queer-feministischer Ideen und Praxen, ein gemeinsam geschaffener Schutzraum vor einer uns ewig begleitenden patriarchalen und sexistischen Realität und gleichzeitig ein Raum der Intervention. Wir forderten Raum für Selbstorganisation und selbstbestimmtes Leben. Einen Raum, der die Basis für eine grundlegende Gesellschaftskritik bietet, in der (Hetero-)Sexismus keinen Nebenwiderspruch darstellt, sondern in seinen Strukturen und seiner Kontinuität erkannt, benannt und bekämpft wird.

In der Abelegasse 2 hatten wir fünf Tage Platz dafür und das Haus hätte uns diesen auch noch weiter geben können. Für die nächsten Zeit wären eine feministische Lesenacht, eine Queer-Party, ein FLIT*-Fahrradworkshop, ein Boxtraining und ein Filmabend geplant gewesen.

Doch am Nachmittag des 19. Juni wurde die Besetzung im Schnelldurchlauf innerhalb eines Nachmittags entdeckt, als unrechtmäßig befunden und geräumt.

Wir sind frustriert und wütend, aber weit davon entfernt aufzugeben. Dem FLIT*-SQUAT wurde ein Ende gesetzt, aber rassistische, homophobe und sexistische(…) Verhältnisse bestehen weiter.

Wir kommen wieder!!!Wir besetzen wieder!!! Wir nehmen den Raum, den wir brauchen und verstummen nie!!!

So watch out for Infos about Squats and Actions!!!

(*FLIT ist die Abkürzung für Frauen*Lesben*Intersex*Transgender*)

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Statement zur Besetzung der Strozzigasse 39

Am 9. Mai war das Haus in der Strozzigasse 39 besetzt.

Wir, ein femistisches Besetzer_innenkollektiv, wollten mit dieser Aneignung einen Raum schaffen, in dem wir die sexistischen Verhältnisse, in denen wir leben, aushebeln und unseren Lebensraum selbstbestimmt gestalten können. Wir kämpfen für das Recht auf Stadt. Die Stadt stellt ein Zentrum des Kapitalismus dar, gestaltet und verändert wird sie von jenen, die die finanziellen Möglichkeit haben, nicht die, die sie nutzen. Die Reaktionen, die wir während der Besetzung bekamen, machten das wieder einmal deutlich.

Offensichtlich steht dieses Haus schon lange leer und es scheint seitens der Eigentümer_innen kein Interesse zu bestehen, es in Stand zu halten.Das zweistöckige Haus würde über ca. 200 m² Wohnfläche bieten und hat einen wunderschönen Innenhof in dem neben Efeu und Wein auch ein alter Birnenbaum wächst. Die meisten Räume des Hauses sind entweder einsturzgefährdet oder unbenützbar. Es macht uns wütend, dass ein Haus, dass eine so hohe Wohnqualität bieten würde, einfach verfallen lassen wird.

Wir, die Besetzer_innen dieses Hauses, sind neben der politischen Motivation, die kapitalistische Wohnpolitik anzugreifen, auf der Suche nach einem Haus zum Wohnen und Nützen. Das ist leider in diesem Haus nicht mehr möglich. Deswegen haben wir es nach einem Tag wieder verlassen.

Während des Tages der Besetzung haben wir bemerkt, dass viele Leute ein Interesse an diesem Haus haben und viele Erinnerungen und Ideen damit verbunden werden. Wir haben viele Leute getroffen, die uns verschiedene Dinge über die Strozzigasse 39 erzählt haben. Wir glauben, dass diese Informationen alle und besonders die Nachbar_innen etwas angehen:

(Diese Informationen sind eine Zusammenfassung von dem, was wir erzählt bekommen und herausgefunden haben, wir können daher nicht für die hunderprozentige Richtigkeit und Vollständigkeit garantieren.)

  • Das Haus ist Ensemble geschützt.
  • Der hintere Trakt der Strozzigasse 39 muss mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wegen eines Wasserschadens abgerissen werden.
  • Eigentümerin ist die Tanya GmbH, deren Manager Wilhelm Hemetsberger ist. Er ist außerdem der Eigentümer der Strozzigasse 37.
  • Wilhelm Hemetsberger arbeitete für die Deutsche Bank und ist externer Finanzberater der Salzburger Landesregierung. http://kurier.at/meinung/kolumnen/wirtschaft-von-innen/der-rote-willi-als-troubleshooter/2.323.546
  • Die Eigentümerin erklärte uns, dass schon seit längerer Zeit Gespräche mit der Baupolizei in Bezug auf das Haus stattfinden. Weiters erzählte sie, dass jede Kleinigkeit in Bezug auf Veränderungen am und im Haus von dieser genehmigt werden müsse.
  • Von einem Passanten erfuhren wir, dass hier eine Garage gebaut werden soll.
  • Die Reaktion der Eigentümerin auf die Besetzung war, dass ihr Mann das Haus rechtmäßig gekauft habe und das Geld an die Kinderkrebshilfe gegangen sei.
  • Durch weitere Recherche scheint deutlich, dass das Haus entweder direkt von der Kinderkrebshilfe oder über eine_n weitere_n Besitzer_in gekauft worden ist.

Aus diese Gründen finden wir es absurd, dass die Eigentümerin den Kauf des Hauses als etwas Wohltätiges darstellte. Denn wir sind der Meinung, dass die Tanya GmbH, die Immobilieninvestment betreibt, höchstwahrscheinlich das Ziel verfolgt, das Haus umzuwidmen, um es dadurch zumindest teilweise abreißen zu können.

In diesem Sinne: Besetzen statt besitzen – Wohnraum statt Leerstand!